MÜSSEN oder WOLLEN – das ist hier die Frage

Der Steinbock liegt in den letzten Zügen. Der Wassermann setzt zum Sprung an und fragt uns:

Mußt du noch oder willst du schon ?

Der arme Steinbock MUSS …  und er muß immer !
Er muß essen, muß schlafen, muß spazierengehen, muß ins Kino gehen …
und klar – arbeiten – das muß er sowieso immer, und zwar je mehr, umso besser. Unser Wassermann sieht das zum Glück  ein klein wenig anders.

Heute möchte ich euch ein gewagtes Experiment vorschlagen:

Sensibilisiere dich einmal für das Wörtchen MUSS und beobachte dann eine zeitlang dich selbst und auch dein Umfeld.

Ich wette, es geht dir bald wie mir :
Es ist erschreckend, wie oft dieses Wort auftaucht. Und vor allem in Situationen, wo wir absolut nicht MÜSSEN !

Es gibt Bereiche, da muß das MUSS sein, doch wir haben das Müssen vielen Bereichen aufgezwungen , wo es eigentlich ums Wollen geht:

  • immer wenn es Alternativen gibt
  • immer wenn wir eigentlich die Wahl haben
  • immer wenn es eigentlich in unserer Macht liegt, zu wählen
  • immer wenn es geht darum geht, eine bewußte Entscheidung zu treffen.

Wenn ich muß sage, gebe ich mir selbst das Gefühl, keine Wahl zu haben.
Wenn ich muß sage, obwohl ich eigentlich nicht muß, sondern kann, gebe ich mir das Gefühl, ein „armes“ Opfer zu sein.
Immer wenn ich muß sage, wo muß nicht sein muß, will ich unbewußt vielleicht auch ganz gerne ein bißchen bemitleidet werden.

Ach du Arme/r, was du nicht alles mußt.

Wenn ich dagegen sage, Ich will das jetzt tun, anstatt ich muß das jetzt tun, wird mich bestimmt niemand bemitleiden.

Müssen ist nur dann angesagt, wenn es wirklich keine Alternative gibt. Doch in unserem Alltag verhalten wir uns sprachlich ganz anders.

Ich muß jetzt noch mein Zimmer aufräumen, ist das kein wirkliches MÜSSEN, denn ich habe ja die Wahl – ich kann jetzt aufräumen, ich kann später aufräumen oder ich kann gar nicht aufräumen.

Meint ihr nicht auch, es wird Zeit für einen achtsameren Umgang mit unserer Sprache? Denn mittlerweile wissen wir doch, nicht nur unser Denken, sondern auch unser Sprechen formt unsere Realität! Wollen wir Opfersein oder wollen wir Schöpfersein manifestieren? Wir haben immer die Wahl!

Wenn du auf deine Sprache achtest und sie bewußt wählst , gibst du dir ein neues Gefühl, dir deine Realität zu erschaffen. Du bekommst ein anderes Gefühl deiner Selbst, deiner Möglichkeiten, deiner Freiheit und deiner Selbstbestimmung!

Hier ein kleines Beispiel – spüre mal hinein :

Ich muß jetzt aufstehen.
(Ooooh, ich Arme…)

Ich will jetzt aufstehen.
(Das fühlt sich schon viel besser an…)

Ich stehe jetzt auf !
(Das hat wirklich Kraft!)

Eine interessante Entdeckung, die ich immer mal wieder im Zuge dieser Selbstbeobachtung mache:
Bei manchen Menschen habe ich das Gefühl, wenn ich mich mit ihnen unterhalte, muß ich müssen sagen, um irgendwelche Erwartungen zu erfüllen bzw. damit sie ein „gutes Bild“ von mir bekommen.
Das sind dann meist Menschen, die immer sehr viel müssen und das auch immer sehr stark betonen, damit die ganze Welt erfährt, wie busy sie sind.

Unsere Leistungsgesellschaft schwelgt im Müssen. Wir alle schwelgen im Müssen. Je mehr wir müssen, umso wichtiger fühlen wir uns! Wer viel muß, ist leistungsstark ! Der bringt was ! Der erfüllt Anforderungen ! Der ist wertvoll für die Gesellschaft !
Ich „muß“ ganz viel – und habe nie Zeit !
Das perfekte Statement für ein hohes Ansehen in dieser Gesellschaft !
Dagegen fällt jemand, der will und dazu noch sagt, Ich habe alle Zeit der Welt, durchs Raster und wird schnell zu einem Nichtsnutz.

Ein anderer Aspekt des Müssens ist auch noch, daß ich damit aus „Mücken“ „Elefanten“ mache und mich dadurch wunderbar „aufblähen“ kann. Dadurch mache ich mein Tun wichtiger, als es eigentlich ist, und verschaffe mir Wertschätzung.

Unsere Leistungsgesellschaft liebt Macher, die ganz viel machen müssen. Unser ganzes System basiert auf Machern, die machen müssen. Aber durch dieses Müssen halten wir auch unbewußt eine Gesellschaftsstruktur aufrecht, die aus lauter „Opfern“ besteht.

Stell dir mal vor, wir alle würden anfangen zu wollen, statt zu müssen. Wir würden das Opferbewußtsein nicht länger nähren durch diese automatisierte Wortwahl. Wir würden uns Tag für Tag freier fühlen. Unsere Willenskraft stärken. Und könnten dazu noch viel selbstgemachten Streß vermeiden.

Aber etwas ganz Entscheidendes wird viele von uns davon abhalten, es letztendlich dann tatsächlich zu tun :

Die Angst, in die Verantwortung zu gehen !

Wenn ich sage, ich muß, dann induziere ich damit, daß es etwas im Außen gibt, das will, das ich das mache!
Wenn ich aber sage, ich will, dann trage ich die Verantwortung für das, was ich will und die Konsequenzen davon.
Wieviel leichter ist es doch zu sagen, Der oder dies ist schuld, an was auch immer, als in die volle Eigenverantwortung zu gehen.

Viele hocken bloß rum und warten auf bessere Zeiten. Sie warten darauf, daß sich endlich im Außen etwas ändert. Aber die Veränderung passiert nicht einfach im Außen, die Veränderung kommt von innen. WIR sind die Veränderung.
Jede*r einzelne von uns hat es in seiner Macht, sein Leben zu verändern und dadurch unser aller Leben zu verändern. Wir brauchen uns nicht länger als Opfer der Umstände zu fühlen und uns sprachlich durch Müssen damit identifizieren.

Durch unsere Sprache bringen wir zum Ausdruck, wer und was wir sind und sein wollen.

Nutzen wir die bevorstehende Wassermann-Energie doch einfach einmal, um uns neu auszuprobieren, und uns mit bewußtem Sprechen neu zu erfinden.

Muß ich (Arme) jetzt ins Bett oder will ich (Glückliche) jetzt ins Bett ?

Tja, das ist die Frage  😉

  JAAAAA . . . ICH  WILL !!!

Buenas noches

Rita

Und weil gerade da draußen alles so furchtbar grau  ist, gibt’s noch ein kleines fröhliches buntes Liedchen:

Text: © 2018: Rita Maier, ledragonfly.blog
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